Kirchbach (Ö) - Paularo (I)
Lanzenpass – Findenig
ZurückIn den Karnischen Alpen zwischen Cason di Lanza in Italien und Findenig in Österreich gibt es vor allem Felsen zwischen Devon und Perm, die ein Zeitintervall von etwa 150 Millionen Jahren fast ununterbrochen dokumentieren. Nicht alle Perioden sind gleich dokumentiert: Einige werden durch reichlichere Gesteine repräsentiert, andere sind auf wenige kleine Felsvorsprünge beschränkt.
Der Oberkarbon und der Unterperm sind nördlich des Lanzenpasses mit reichen fossilen Zeugnissen vertreten: Pflanzen, Muscheln, Brachiopoda, aber auch die Fußspuren großer Amphibien. Der Oberperm ist durch die Eigenschaften des roten Sandsteins der Grödner Formation gut dokumentiert. Das Devon hingegen ist in den Gebieten südlich des Lanzenpasses viel größer, bietet aber spektakuläre Landschaften, die auch entlang des Weges zu sehen sind. Die Anzeichen von zwei unterschiedlichen Orogenesen sind gut erkennbar, aber es ist die jüngste Formwirkung der Gletscher, die das Gebiet zu seinem heutigen Aussehen gebracht hat. An einigen Stellen des Pfades, z.B. im devonischen Kalkstein um Cason di Lanza, sind auch die Auswirkungen des Karstphänomens deutlich sichtbar.
Wegbeschreibung
Anfahrt: Über die Gailtal Bundesstraße B111 bis Reisach/Gundersheim. Abbiegen in Richtung Stranig/Goderschach, dann der Schotterstraße bis zur Straniger Almhütte folgen und dort parken.
Parken: Am Startpunkt stehen Parkplätze zur Verfügung.
Benutzung der Karte
Die interaktive altimetrische Darstellung ermöglicht Ihnen, auf der geographischen Karte die Höhenvariationen der Strecke in ihrem Verlauf anzuzeigen. Wenn Sie sie von links nach rechts scrollen sehen Sie, in welcher Richtung die Strecke anzugehen ist.Die Zoomstufe kann mithilfe der Tasten oben links verändert werden, während die mittlere Taste die Anfangseinstellung wieder herstellt. Durch Anklicken der rechten Ikone kann dagegen eine andere Art von Karte ausgewählt werden.
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1Amphiporen am Lanzenpass
Am Lanzenpass stößt man an der Forststraße, welche in Richtung des Val Dolce verläuft, auf graue, ca. 395 Millionen Jahre alte, Kalkgesteine der Mittleren Devon-Zeit. In diesen findet man zahlreiche Fossilien: am häufigsten sind Amphiporen, dünne röhrenförmige Verwandte heutiger mariner Schwämme. Sie lebten in den geschützten Lagunenbereichen innerhalb der Riffe. Aufgrund der Häufigkeit dieser Fossilien bezeichnet man die Gesteine salopp als Amphiporenkalke. Weiters kann man Korallenquerschnitte erkennen, seltener muschelähnliche Armfüßer.
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2Grödner Sandsteine am Weg
Die Forststraße quert einen schmalen Streifen dunkelroter Gesteine, die zwischen grauen und braunen Gesteinen hervorstechen. Sie bildeten sich aus Sanden ehemaliger Wüsten am Ende des Erdaltertums bzw. des Perms vor ca. 260 Millionen Jahren. Bezeichnet werden die Gesteine als Grödner Sandsteine, und weiter westlich in der Nähe des Rio Cordin sind sie stark verbreitet. Das Besondere an ihnen hier ist, dass sie durch tektonische Bewegungen zwischen ältere Gesteine geschoben wurden. Dieselben Prozesse hoben auch die Alpen zu Bergen empor.
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3Panoramablick auf das Val Dolce
Von diesem beschilderten Aussichtspunkt aus kann man einen der eindrucksvollsten Abschnitte der Region sehen: das Tal Val Dolce. Der Name leitet sich von der charakteristischen Morphologie ab, eine weite Almlandschaft. Sie steht in Kontrast zu den zerklüfteten Kalksteinwänden des Trogkofels, des Monte di Val Dolce und des Rosskofels im Hintergrund. Dieses kontrastreiche Landschaftsbild geht auf die unterschiedliche Verwitterungsneigung der Gesteine zurück.
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4Spurenfossilien am Weg
Hier finden sich Spuren von Organismen. Es sind fossile Zeugnisse der Aktivität von wirbellosen Tieren, die sich im Oberkarbon vor circa 300 Millionen Jahren am schlammigen Meeresboden bewegten, ernährten und Höhlen oder Gänge gruben. Es ist schwierig zu sagen, von welchen Tieren die Spuren stammen. Denn dort, wo Spurenfossilien gefunden werden, sind fast nie fossile Gehäuse oder andere versteinerte Überreste zu finden. Das ist entweder auf Umweltbedingungen zurückzuführen, die den Erhalt organischer Reste nicht begünstigten, oder aber darauf, dass die Erzeuger der Spuren gar keine Hartteile besaßen. Diese Spurenfossilien (= Ichnofossilien) sind fundamental für eine vollständigere Rekonstruktion vergangener Lebenswelten.
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5Attilas Höhle
Die charakteristische Form des Eingangs zu dieser Karsthöhle, die einem Schloss oder dem Griff eines Schwertes ähnelt, hat zu verschiedenen Legenden geführt. Die berühmteste ist mit der Durchreise der Hunnen unter Attila durch dieses Gebiet verbunden. Demnach wäre hier der Schatz des heidnischen Anführers verborgen. Den Schatz hat allerdings noch niemand gefunden. Die Höhle hat die Form eines 500 Meter langen Tunnels und wird von dem Bach durchflossen, der aus dem benachbarten Moor abfließt.
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6Das Moor von Attilas Höhle
Wenn man nach Süden schaut, kann man das Moor sehen, in dessen Nachbarschaft Attilas Höhle liegt. Die im Gebiet von Cason di Lanza weit verbreiteten Moore entstanden durch die natürliche Verlandung von Teichen. Die Teiche wiederum gehen auf kleine Becken zurück, die eiszeitliche Gletscher ausschürften. Durch ihren ökologischen Wert tragen die Moore zur Einzigartigkeit dieses Abschnittes der Karnischen Alpen bei.
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7Algenonkoiden auf der Rattendorfer Schneid
Die merkwürdigen kreisförmigen Strukturen in diesen Felsen werden Algenonkoide genannt. Sie entstanden, weil Blaualgen Kalk ausschieden und diesen als konzentrische Kreise rund um Schalen- oder Gesteinsfragmente ablagerten. Solche Bildungen finden sich in den Karnischen Alpen in den ca. 295 Millionen Jahre alten Gesteinen der Grenzland-Formation aus dem Unterperm. Auch heute noch bilden sich Onkoide auf dem Meeresboden. Dort, wo der Meeresgrund Wellen oder starken Strömungen ausgesetzt ist.
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8Panoramablick Forca di Lanza
Wenn man nach Süden schaut, sieht man die hellen Felsen devonischer Klippen des Monte Zermula und Zuc della Guardia. Die rundere Form des Monte Pizzuls im Hintergrund ist darauf zurückzuführen, dass seine Gesteine als Ablagerungen des offeneren Meeres leichter erodieren. Diese beiden Abfolgen, die einst weit voneinander entfernt abgelagert wurden, liegen heute in enger Nachbarschaft. Das ist die Folge der tektonischen Bewegungen, die zur Bildung der Alpen geführt haben.
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9Panoramablick Lanzenkopf
Der geschichtete Eindruck des Lanzenkopfs, wie wir ihn von Osten erblicken, beruht auf einer Wechselfolge kompakterer Kalkbänke und weniger fester tonreicher Gesteinslagen. Diese Gesteine wurden zwischen dem Oberkarbon und dem Unterperm, also zwischen 320 bis 280 Millionen Jahren vor heute, abgelagert. Das war eine Zeit, die durch vielfache Meeresspiegelschwankungen infolge sich wiederholender Eiszeiten geprägt war.
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10Panoramablick Pale di San Lorenzo
Im Südwesthang der Pale di San Lorenzo sind die Verformungen der Gesteine des Permokarbons während der alpinen Gebirgsbildung deutlich zu erkennen. Sehr auffallend sind die gebogenen Kalksteinschichten, die manchmal verdreht, unterbrochen oder entlang senkrechter Störungen versetzt vorliegen.
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11150 Millionen Jahre in 150 Schritten
Auf den nächsten 150 Metern durchschreiten Sie 150 Millionen Jahre Erdgeschichte. Achten sie auf die Farben der Gesteine! Es befinden sich hier tiefrote Gesteine, welche sich vor ca. 260 Mio. J. auf gigantischen, küstennahen Schwemmebenen aus einer Wüste heraus abgelagert haben. Es folgen die bräunlichen Gesteine der rund 300 Millionen Jahre alten und fossilreichen Auernig-Formation, Ablagerungen einer Meeresküste. An dem Punkt, wo der Karnische Höhenweg in die Via delle Malghe übergeht, können Sie schwarze Gesteine sehen. Diese sind 410 Mio. J. alt und stammen von tiefmarinen Ablagerungen.
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12„2er Riebe“
Auf der Westseite des Straniger Kopfes fällt eine weithin sichtbare Faltenstruktur auf, die von Einheimischen wegen ihrer Form als 2er-Riebe bezeichnet wird. Diese Form und ihre gute Sichtbarkeit ergeben sich durch die roten Gesteine der Gröden-Formation, die in helle Dolomitgesteine eingebettet, zur Ziffer „2“ gefaltet sind.
Die Falte zählt zu den markantesten Deformationserscheinungen in den gesamten Karnischen Alpen. Eine Riebe, der Dialektausdruck für Plaike, bezeichnet einen Bereich mit abgerutschtem Boden. -
13Versteinerte Eier?
Am Standort treffen Sie auf eine häufige Bildung in Gesteinen zwischen dem Nassfeld und dem Zollnersee: nussgroße und kugel- bis eiförmige Einschlüsse in feinkörnigen Gesteinen, Konkretionen genannt. Dabei handelt es sich nicht um Fossilien, sondern um anorganische Bildungen. Im Gestein werden bei Sauerstoffmangel Substanzen wie Eisen- und Manganoxide gelöst und verlagert. Ist wieder genug Sauerstoff vorhanden, fallen die Substanzen aus und bilden wieder feste Aggregate – die Konkretionen. Mineralausfällungen kennen Sie von Kalkablagerungen in Wasserkochern.
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14Gefaltetes Gestein
Dieser Standort zeigt eine Gesteinsfalte, entstanden durch die alpidische Gebirgsbildung. Allerdings fiel sie der Erosion zum Opfer, wie die Skizze zeigt. Bei Gesteinen werden zwei Arten der Verformung unterschieden. Eine bruchhafte Verformung zeigen vor allem massige Gesteine wie Kalke: Sie reagieren überwiegend spröde und bilden Klüfte. Die bruchlose Verformung ist eher typisch für feinkörniges Gestein wie hier am Haltepunkt: Es reagiert plastisch und bildet Falten, konkret am Standort eine scharf geknickte Biegefalte (Knickfalte). Typisch für sie ist eine konstante Mächtigkeit der Lagen.
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15Land und Meer in Stein geschrieben
An der Felswand am Wegrand stoßen Sie auf Gesteine der fossilreichen Auernig-Formation, die sich vor rund 300 Millionen Jahren an einer reich belebten Meeresküste bildeten. Sie besteht aus Meeres- und Küstenablagerungen. Beide Einheiten sehen Sie hier am Standort. Zuunterst liegen graue Kalkgesteine, entstanden in einem warmen und nicht sehr tiefen Meer. Zog sich das Meer zurück, schwemmten Flüsse Sande ein. Die verfestigten sich zu braunen Sandsteinen, die hier über den Kalken liegen. An den folgenden Haltepunkten erfahren sie Details zu dieser berühmten Gesteinsformation.
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16Kalklieferanten
Der Standpunkt zeigt die wichtigsten kalkproduzierenden Organismen der Auernig-Formation: Kalkalgen. Sie benötigten für die Photosynthese Sonnenlicht und lebten daher in Wassertiefen zwischen 10 und 30 Metern. Nach dem Absterben zerfielen die Kalkskelette der Algen meist zu Kalkschlamm, selten blieben sie gut erhalten. Hier sind zwei Arten der verbreitetsten Kalkalgen anzutreffen: stäbchenförmige und salatblattähnliche. Zungenbrecher sind ihre wissenschaftlichen Bezeichnungen: Anthracoporella spectabilis und Archaeolithophyllum missouriense.
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17Spuren im Gestein
Die seidig glänzenden Steinplatten gehören ebenfalls zur Auernig-Formation. Auf ihnen sind häufig dunkle, circa ein Zentimeter große Kreise zu erkennen. Dabei handelt es sich um Querschnitte von Grabgängen (Skolithos) wirbelloser Tiere, die den damaligen küstennahen Ablagerungsraum besiedelten. Mit etwas Glück lässt sich eine weitere Spur (Psammichnites) finden. Sie zeigt sich als circa ein Zentimeter breite Bahn mit einer Mittellinie. Man vermutet, dass ein schneckenartiges Weichtier mit einem schnorchelartigen Organ (Rüssel) die Spur bei der Suche nach Nahrung erzeugt hat.
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18„Tierische Blumen“
In den Kalken am Haltepunkt finden sich Längs- und Querschnitte von Crinoiden (Seelilien), nach den Kalkalgen die häufigsten Fossilien in den Auernig-Kalken. Bei ihnen handelt es sich um meist am Meeresboden festgewachsene Stachelhäuter, die noch heute die Meere bevölkern. Sie bestehen aus einer Wurzel, einem Stiel und der Krone mit Fangarmen und ähneln damit einer Blume. Nach dem Absterben zerfallen Seelilien schnell, weswegen vollständige Exemplare selten sind. Die Dicke der Stielglieder am Standort lässt auf eine einstige Länge der Seelilien von 50 - 100 Zentimetern schließen.
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19Buckel und Dellen
Rund ums Lodintörl fallen markante, fast weiße Kalkbuckel der Auernig-Formation auf, bei denen es sich vermutlich um Kalkalgenriffe handelt. Unter ruhigen Meeresbedingungen konnten diese Lebewesen massenhaft wachsen und riffbildend wirken.
Südlich der Staatsgrenze ist eine fast kreisrunde Eintiefung von circa 200 Metern Durchmesser zu sehen. Es handelt sich um eine Doline, eine kessel- bis trichterförmige und typische Karsterscheinung. Der Name stammt vom slowenischen Wort „Dolina“ und bedeutet übersetzt „Tal“.